Grundsätzlich studiert man nach dem deutschen Studienplan weiter. Das bedeutet, dass man alles, was man in Deutschland nicht gehört hat, in Madrid hören muss. Die in Madrid erbrachten Leistungen werden einem dann in Deutschland angerechnet. Von deutscher Seite reicht es also aus, den noch fehlenden Teil des Studiums inklusive Studien- und Diplomarbeit zu absolvieren. Von spanischer Seite aus werden in Madrid 45 ECTS-Punkte verlangt plus Stuiden- und Diplomarbeit.
Laut Vertrag muss "der qualifizierte Abschluss des Vordiploms Informatik oder Softwaretechnik und ein bereits absolviertes Studium von 90 ECTS-Punkten in Lehrveranstaltungen des Hauptdiploms, einschließlich eines Fachpraktikums oder eines Projekts" vorliegen (Artikel 2), bzw. es soll "der komplette Pflichtfachanteil in Informatik bzw. Softwaretechnik, ein Teil des Wahlpflicht- und Wahlanteils des gewählten Studienmodells und ein Fachpraktikum oder Projekt an der Universität Stuttgart erbracht worden sein" (Artikel 3).
Was "qualifizierter Abschluss des Vordiploms" heißt kann ich nicht wirklich sagen, bei der bisherigen Anzahl an Bewerbern (=1) dürfte das aber ziemlich egal sein.
Unter "kompletter Pflichtanteil" versteht sich die Hauptdiplomstheorie und die Grundlagen. Das alles sollte laut Studienplan im 6. Semester abgeschlossen sein, also vor dem Aufenthalt in Spanien.
Das Fachpraktikum sollte in Stuttgart gemacht werden. Ebenso Seminar und Hauptseminar, da diese Form der Veranstaltung in Spanien nicht existiert. Auch wenn das nicht im Vertrag steht.
Die schon im Hauptstudium in Stuttgart absolvierten 90 ECTS-Punkte scheinen recht egal zu sein, was unter anderem wohl auch daran liegt, dass das von den Deutschen auch niemand weiß geschweige denn nachrechnet. 90 ECTS-Punkte in drei Semestern und dabei noch etwas übrig lassen für Spanien, das ist ziemlich unmöglich. Man sollte sich aber bemühen nahe an die 90 zu kommen.
Was nirgendwo im Vertrag steht und einem auch sonst niemand sagt: Eigentlich verlangen die Spanier, dass man das komplette füenfte Jahr in Spanien hört. Das ist aber unproblematisch, da im fünften Jahr nur noch "Grundlagen des Softwareengineering" und "Grundlagen des Knowledge Engineering" verlangt werden. Wenn man "Grundlagen der Künstlichen Intelligenz" in Stuttgart gehört hat, gilt das für "Knowledge Engineering". Allerdings soll die Vorlesung aber auch sehr spannend sein (ich werde nächstes Semester mal reinhören). "Grundlagen des Software-Engineerings" wurde mir erlassen, obwohl ich es in Stuttgart nicht gehört hatte, da es nicht mehr in den Stundenplan passte und ich einen Teil davon schon in "Grundlagen der Architektur von Anwendungssystemen" gehört hatte. Je nachdem erspart man sich aber eventuell Ärger, wenn man diese Grundlage in Stuttgart hört.
Es ist ohne Probleme möglich die Wahlfächer in Madrid zu hören. Für die Anerkennung in Stuttgart ist der Professor zuständig in dessen Bereich sie in Stuttgart fallen würden. Es empfiehlt sich vorher mit den Professoren zu sprechen oder zumindest während des Semesters.
Mindestens eine Vertiefungslinie sollte in Madrid gehört werden. Dazu ist es unbedingt empfehlenswert frühzeitig mit dem für den entsprechenden Bereich in Stuttgart zuständigen Professor abzuklären welche Kombination an Fächern er für eine Vertiefungsline anerkennen würde. Wenn der Professor einen schon aus einer Vorlesung oder einem Seminar oder dergleichen kennt, dürfte das nicht allzu schwierig sein. Ich würde auch empfehlen in Stuttgart schon in den entsprechenden Bereich etwas "reinzuschnuppern", da man dann besser einschätzen kann worum es in den Vorlesungen in Madrid überhaupt geht und damit weniger Papierkram, wenn man seine Wahl nachträglich ändern muss. Außerdem helfen einem bekannte Vokabeln sich in den spanischen Vorlesungen zu orientieren.
Grundlagenvorlesungen in Madrid zu hören wäre theoretisch auch möglich, allerdings sind viele Grundlagen in Madrid über ein Jahr, d.h. sie beginnen im Oktober. Wenn man im 8. Semester nach Madrid geht, ist es also nicht möglich sie zu hören. Wie es mit der Anerkennung ist, müsste man klären.
Von spanischer Seite aus werden einem erfreulicherweise kaum Beschränkungen auferlegt. Es wird gefordert, dass die Wahl der Vorlesungen mit dem Betreuer in Spanien in der ersten Woche diskutiert wird. Das sollte aber eher als Chance betrachtet werden Hilfe beim Bauen eines Stundenplans zu erhalten und nützliche Adressen für die Organisation einer Studienarbeit.
In Madrid existiert meines Wissens keine Veranstaltungsform, die einem (Haupt-)Seminar entsprechen würde. Ebenso für das Fachpraktikum. Das muss also unbedingt in Stuttgart gemacht werden!
Auch habe ich noch keine Fächer gesehen, die der Hauptdiplomstheorie entsprechen und selbst wenn es sie gäbe bezweifle ich, dass der Anspruch derselbe wäre. Hier sehe ich nur sehr geringe Chancen das anerkannt zu bekommen.
Die Studienarbeit entspricht den "Sistemas Informáticas" in Madrid. Die "Sistemas Informáticas" sind allerdings strikter organisiert als in Stuttgart. Anmeldung ist im April, offizieller Beginn im Sommer, offizielles Ende ein Jahr danach. Sie können auch in Gruppen gemacht werden.
Es empfiehlt sich vor April mit einem Professor aus dem Bereich, der einen interessiert zu sprechen, um ihm die Situation zu erklären und um ein Thema zu bitten, dass einer deutschen Studienarbeit im Umfang her entspricht. Die Anerkennung der Studienarbeit in Deutschland muss wieder mit dem in Deutschland zuständigen Professor geklärt werden.
Anscheinend ist es in Spanien meist so, dass die Studienarbeit mehr oder weniger zur Diplomarbeit hinführt. Es ist möglich beides parallel zu machen.
Bei der Diplomarbeit hat man einen Betreuer in Madrid und einen in Stuttgart. Es ist auch in Spanien möglich seine Diplomarbeit in der Industrie zu machen.
Ich empfehle das Nebenfach auch schon in Stuttgart abzuschließen. Sonst sind es nur noch mehr Vorlesungen, von denen man abklären muss, ob sie in Stuttgart anerkannt werden. Außerdem ist die Fakultät Informatik in Madrid sehr weit außerhalb, so dass es sehr schwierig sein dürfte Vorlesungen an einem anderen Ort in einen Stundenplan einzuarbeiten.