Stefaela hat vor kurzem einen Fachschaftler kennengelernt und fragt sich nun: Was ist das eigentlich, Fachschaftsarbeit? Was machen diese Leute? Und wie kann ich helfen?
Der Fachschaftler fängt an zu erklären, aber bald fliegen Stefaela die Abkürzungen und fremden Begriffe nur so um die Ohren. Und so fängt der Fachschafler noch einmal ganz von vorne an.
Eine Universität besteht aus verschieden Bereichen, die man Fakultäten nennt, soviel wusste auch Stefaela schon. Die Informatik ist in der Fakultät 5 beheimatet. Die Fakultäten sind wieder in Fachbereiche unterteilt, je nach Studiengängen. So gibt es zum Beispiel in der Fakultät 5 Informatik, Softwaretechnik, Computerlinguistik und so komischen Elektrotechnik-Krust. Jeder Fachbereich könnte eine eigene Fachschaft haben, aber da Informatiker und Softwaretechniker eh fast dasselbe sind, gibt es dafür auch eine gemeinsame Fachschaft.
So ganz offiziell besteht die Fachschaft aus den paar Leuten, die die Studenten im Fakultätsrat vertreten.
Stefaela ist jetzt schon wieder verwirrt, der Fakultätsrat war nochmal was?
Aber eigentlich ist das alles auch egal, fährt der Fachschaftler fort, denn die Fachschaft ist in Wirklichkeit viel mehr. Die Fachschaft, dass sind alle die Studenten, die für ihre Komilitonen was bewegen wollen. Das sind die, die weiterhelfen. Sowieso natürlich denen, die sich nicht so gut auskennen können, also den Erstsemestern oder Schülern oder den ausländischen Austauschstudenten, aber oft auch einfach anderen Studenten. Da dort Leute aus vielen verschiedenen Semestern sitzen, können sie oft weiterhelfen. Oder sie wissen zumindest, wen man fragen könnte.
Also ist die Fachschaft sowas wie mein großer Bruder, fragt Stefaela.
Ja, sagt der Fachschaftler, das könnte man so sehen, aber vielleicht eher auch wie ein Netzwerk zur Kommunikation und zur Verbreitung von Informationen.
Ja, und was macht die Fachschaft noch so alles, außer in diesen komischen Dingen mit unaussprechbaren Namen zu sitzen und Leuten Fragen zu beantworten, fragt Stefaela.
Die Fachschaftsarbeit hat drei große Bereiche, erzählt der Fachschaftler weiter. Beratung, Vertretung und Dienstleistung. Gehen wir sie der Reihe nach durch.
Vertretung haben wir schon geklärt, sagt Stefaela, das war das mit den komischen Dingen.
Ja, so könnte man es sagen, sagt der Fachschaftler. Das bedeutet einfach nur, dass wir den Profs auch mal die Meinung sagen und dass sie nicht einfach über alles alleine bestimmen können. Nur der Vollständigkeit halber, wir haben Leute im Fakultätsrat, in der Studienkommission, im Prüfungsausschuss, in Berufungskommissionen und in der FaVeVe.
Stefaela ist ganz erschlagen von so vielen unbekannten Worten.
Der Fachschaftler fährt fort, Fakrat ist von der Fakultät, Stuko, PA und BKs sind vom Fachbereich und die FaVeVe ist die Fachschaftsvertreterversammlung, da treffen sich also Leute aus verschiedenen Fachschaften.
Stefaela hört schon gar nicht mehr zu, so viele Abkürzungen!
Der Fachschafter beeilt sich ihre Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. Warte, sagt er, kommen wir einfach zum nächsten Teil, ok?
Ok, sagt Stefaela, aber nur, wenn du keine Abkürzungen mehr verwendest.
Ok, sagt der Fachschaftler.
Der nächste Punkt war Beratung, stimmts, sagt Stefaela.
Genau, sagt der Fachschaftler. Die Fachschaft ist neben den offizellen Studienberatern der Ansprechpartner bei Problemen und Fragen zum Studium. Das kann einfach so passieren, wenn die Leute reinkommen und was fragen. Aber manchmal ist das auch richtig organisiert.
Zum Beispiel organisiert die Fachschaft meist was für den Tag der offenen Tür, bietet eine Gesprächsrunde beim Girls Day oder anderen Veranstaltungen für Schüler oder macht richtige Studienberatung für ausländische Studierende.
Wenn im Oktober die neuen Erstsemester kommen ist quasi der Höhepunkt der Beratungszeit. Die Fachschaft begrüßt die neuen Erstsemester und hilft ihnen durch viele Angebote sich an der Uni zurechtzufinden und zu lernen wie das Studieren funktioniert. Das übernehmen die frischgebackenen Drittsemester, weil sie noch am Nächsten dran sind. Aber natürlich bekommen sie Hilfe von den "Alten".
Das ist gut, sagt Stefaela, alleine würde ich als Drittsemester sowas nie hinkriegen!
Das ist ja gerade der Sinn einer Fachschaft, sagt der Fachschaftler, dass man eben nicht alleine kämpft, sondern immer jemand hat, der einem hilft und den man fragen kann. Theoretisch zumindest.
Warum theoretisch, fragt Stefaela.
Tja, die Fachschaft ist natürlich darauf angewiesen, dass Leute helfen, sagt der Fachschaftler. Und da gibt es natürlich schon manchmal Situationen wo einem keiner hilft.
Vielleicht wissen sie nicht, was es zu tun gibt, meint Stefaela.
Ja, vielleicht. Aber wir können nicht wissen, was sie nicht wissen. Also müssen sie fragen.
Das stimmt, sieht Stefaela ein, aber ich hätte auch Angst zu fragen.
Kommen wir zum dritten und größten Punkt, sagt der Fachschaftler, der "Dienstleistung". "Dienstleistung" heißt es eigentlich nur, weil uns bisher noch kein besserer Begriff eingefallen ist. Darunter fallen ganz verschiedene Dinge. Zum Beispiel helfen wir den Studenten Informationen auszutauschen. Dazu gibt es das Informatik-Forum und das Studiwiki. Dann gibt es kleine und auch nicht so kleine Dienste, die über die Fachschaft laufen, wie z.B. das kommentierte Vorlesungsverzeichnis, die Schließfächer, der Verleih von alten Prüfungen und die Vorlesungsumfrage. Und auch dafür, dass man Skripte zu Vorlesungen im Kopierlädle kaufen kann tut die Fachschaft eine ganze Menge.
Stefaela ist beeindruckt. Ich sehen schon, meint sie, den Studenten würde eine ganze Menge fehlen, wenn es die Fachschaft nicht gäbe.
Ja, stimmt der Fachschaftler zu, das ist wohl wahr. Aber inzwischen ist es so selbstverständlich geworden, dass es die meisten Leute gar nicht mehr wahrnehmen wie gut es ihnen an dieser Fakultät geht.
Ich hätte nicht gedacht, dass die Fachschaft so viel tut, sagt Stefaela, ich sehe die eigentlich meist nur Kartenspielen.
Tja... wir tun eben was, statt groß zu reden, meint der Fachschaftler. Aber ich war noch gar nicht fertig!
Nicht fertig, fragt Stefaela erstaunt, aber wieviele Leute seid ihr denn in der Fachschaft, dass ihr noch mehr tut als das? Ich kann mich schon gar nicht mehr an den Anfang der Aufzählung erinnern!
Der Fachschaftler lächelt nur wissend und fährt mit der Beschreibung fort. Wir haben noch einen Vorkurs zum Programmieren lernen für die Erstsemester, wir hängen Stellenangebote von Firmen aus, wir haben eine Vortragsreihe inf.misc, bei der Studenten Vorträge über irgendwelche Themen der Informatik (im weitesten Sinne des Wortes) halten, ...
Ich würde gerne so einen Vortrag von einem Fachschaftler hören, unterbricht Stefaela den Fachschaftler.
Eigentlich sind es keine Fachschaftler, die da vortragen, sondern jeder Student, der etwas Interessantes zu sagen hat, kann vortragen, antwortet der Fachschaftler.
Könnte ich auch einen Vortrag halten, fragt Stefaela.
Aber natürlich, kein Problem, erwidert der Fachschaftler, über was willst du denn reden?
Ich weiß nicht, zögert Stefaela, aber erzähl mir noch mehr von den Dingen, die die Fachschaft macht, oder bist du fertig?
Nein, ich bin noch nicht fertig, sagt der Fachschaftler, seit wir Studiengebühren haben ist das natürlich auch ein Thema für die Fachschaft. Und... mal überlegen, es fehlt sicher noch irgendwas... achja, stimmt, wir machen jedes Jahr bei der Absolventenfeier des Fachbereiches eine Show. Und wir machen eine große Party jedes Jahr, zusammen mit den Physikern, die Inphinity. Und sonst... im Moment fällt mir nichts mehr ein.
Das war auch schon mehr als genug, sagt Stefaela, jetzt bin ich wirklich beeindruckt. Und wer macht das alles?
Grundsätzlich kann jeder das machen, wozu er Lust hat, antwortet der Fachschaftler. Aber bei der Menge an Dingen, die wir tun, ist eine gewisse Organisation nötig. Wir haben jede Woche am Montag um 13:05 Uhr eine Sitzung, zu der jeder kommen darf. Dort werden Informationen darüber ausgetauscht, was es gerade zu tun gibt und was getan wird.
Die Detailarbeit wird in Arbeitskreisen gemacht, abgekürzt AKs. Zum Beispiel gibt es einen AK für den Vorkurs, einen für die Erstsemestereinführung, einen für die Vorlesungsumfrage, und so weiter. Manche AKs bestehen aus einer oder zwei Personen, manche bestehen aus mehr als 10. Immer wieder werden nach Bedarf neue AKs gegründet oder alte abgeschafft. Der neueste AK ist glaube ich der AK Informatik und Schule.
Im Hintergrund haben wir auch noch zwei Vereine, einen für die Party und einen generell für Fachschaftsarbeit, die verwalten unser Geld.
Und was muss ich tun, wenn ich einen AK gründen will, fragt Stefaela.
Naja, eigentlich gar nichts, du kommst in die Sitzung und wir reden drüber. Du bekommst nach Möglichkeit die Hilfe, die du brauchst. Das heißt natürlich nur, wenn es irgendwie sinnvoll ist und die anderen auch interessiert. Was für einen AK würdest du denn gründen wollen?
Ich weiß nicht, grübelt Stefaela, eigentlich gibt es ja alles schon, was mir so spontan einfällt.
Willst du vielleicht lieber in einem AK mithelfen, statt selbst einen zu gründen, fragt der Fachschaftler.
Ich weiß nicht, ob ich das kann, mein Stefaela schüchtern. Es gibt doch so vieles, was ich nicht weiß!
Dazu brauchst du gar nicht viel wissen, beruhigt sie der Fachschaftler. Es genügt, wenn du helfen willst. Den Rest lernst du dann schon. Dafür sind ja ältere und erfahrenere Fachschaftler da, die dir helfen können.
Was genau muss man denn da machen, fragt Stefaela.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, antwortet der Fachschaftler. Wenn du bei einem AK mitmachen willst, kommt es natürlich ganz auf den AK an. Beim AK Studiengebühren trifft man sich zu Sitzungen und erarbeitet Vorschläge. Beim AK Skripte und Prüfungen wirst du vielleicht Prüfungen einscannen. Bei der Erstsemestereinführung kannst du Tutor sein. Frag einfach mal nach bei den Leuten, die in dem AK sind. Es gibt eigentlich überall die Möglichkeit klein anzufangen.
Aber es gibt auch die Möglichkeit der Fachschaft zu helfen ohne in einem AK mitzuarbeiten. Zum Beispiel braucht man eine Menge Leute, die kleine Aufgaben übernehmen um die Fachschaft am Laufen zu halten. Ein ganz kleines Beispiel wäre es Schokolade zu kaufen wenn die ausgeht.
Oh, wofür ist die Schokolade denn, fragt Stefaela, ich liebe Schokolade!
Die ist für Studenten, die uns ein Protokoll von einer mündlichen Prüfung bringen, antwortet der Fachschaftler, und wenn keine mehr da ist, muss jemand neue kaufen. Das wird natürlich vom Verein bezahlt.
Aha, sagt Stefaela, und sonst?
Der Fachschaftler zählt auf, sonst muss jemand die Getränkeliste führen, die Mailingliste administrieren, unseren Server Darkwing updaten, die Post holen, die Infotafel aktualisieren, die Plakate am Fenster erneuern, das Geschirr in die Spülmaschine bringen, jemandem ein Prüfungsprotokoll ausleihen oder eins zurücknehmen, eins unserer Wochenenden organisieren, eine Sitzung leiten oder Protokoll schreiben. Du siehst, sehr viele Möglichkeiten mitzuhelfen.
Ja, sagst Stefaela, allerdings. Wieviele seid ihr eigentlich, die diesen Haufen Arbeit unter sich aufteilen?
Der Fachschaftler fängt an zu grübeln... also... ich, dann der X, der macht vor allem den Server und von allem anderen ein bisschen, und der neue Admin, der eigentlich in jedem AK mitmacht aber vor allem die Party organisiert, dann ist da noch die Verantwortliche für den Vorkurs, sie macht auch das mit den Schülern und die Studiengebühren und sitzt in einem der Gremien und ....
Aber irgendwie scheint doch jedes alles zu machen, meint Stefaela erstaunt, ich dachte man teilt sich das auf?
Ja schon, sagt der Fachschaftler, aber wir könnten im Moment Unterstützung gebrauchen, vor allem, da bald einige von uns mit dem Studium fertig werden.
Also wenn du sagst, dass es alles einfach ist und ich nichts wirklich können muss, dann mach ich mit, bietet Stefaela an. Aber du erklärst mir alles, ja?
Versprochen, sagt der Fachschaftler, was genau willst du denn tun?
Ich weiß nicht, sagt Stefaela, dazu kenn ich mich noch zu wenig aus. Aber ich glaube das mit der Infotafel interessiert mich. Und die ausländischen Studenten. Aber wo würdet ihr denn am Meisten Hilfe brauchen?
Beim AK Skripte, antwortet der Fachschaftler.
Gut, dann probiere ich das mal, sagt Stefaela, aber nur probieren, und wenn es nichts ist, dass kann ich das sagen, oder?
Ja, wir zwingen niemanden, sagt der Fachschaftler, aber natürlich gibt es auch Dinge, die nicht so angenehm sind, die aber irgendjemand tun muss.
Natürlich, sagt Stefaela, das ist doch normal im Leben, oder? Und wenn man sich abwechselt und jeder ein bisschen davon übernimmt, dann ist das doch nicht schlimm.
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